Bei seinem Frühstückskaffee ist Hermann noch wenig gesprächig – ganz im Gegensatz zu Maria. Die TCM- und Tuina-Expertin hat auch am Samstag um 9:30 Uhr schon ihren ersten Patienten im neuen Behandlungsraum neben dem Wohnzimmer massiert.
Das 1926 erbaute Haus in Frauenkirchen (Burgenland) hat sie vor 22 Jahren noch alleine gekauft. Gemeinsam mit ihrem Vater und Bruder hat die Mutter eines erwachsenen Sohnes das kleine Schmuckstück dann langsam und ohne konkreten Plan renoviert. Es wurde einfach immer gerade das gemacht, was angefallen ist.
„Unter dem Holzboden in der Küche gibt’s gar keinen Estrich, nur Sand. Aber das klappt bis heute ganz gut so,“ erzählt Maria locker über ihr liebevoll eingerichtetes Zuhause, das sich mit den Jahren immer mehr verändert hat und ausgebaut wurde.
Viel zum Interior beigetragen hat Hermann. Seit 15 Jahren sind der Bühnenchef im Josefstadt-Theater in Wien und Maria ein Paar. Der begnadete Handwerker hat den schmalen Schreibtisch im Wohnraum selbst gezimmert. Die alten Designersessel – darunter ein aufwendig restaurierter Hoffmann – hat er durch seine vielen Theater-Kontakte „aufgestellt“, wie er beiläufig erwähnt und damit tief stapelt.
Unzählige Stücke hat er so schon für das Haus besorgt, so wie das Piano im Wohnzimmer oder das düster-einprägsame Bild über der alten Kommode in der Küche.
Es ist von Christoph Speich, ein alter Freund von mir. Das Bild ist wirklich wertvoll für mich. Er lebt in Zürich und ich habe ihn leider schon ewig nicht mehr gesehen.
Zwei Perser- und ein Seidenteppich machen den großzügigen Wohnraum erst richtig gemütlich. Auf gut Glück hat Maria die Teile um zirka 300 Euro pro Stück auf ebay ersteigert.
Der Seidenteppich hat zwar ein paar kleine Farbfehler, aber er gefällt mir trotzdem. Die kann man mit dem Tisch ganz gut verdecken.
Weniger zufrieden sind sie mit dem Lounge-Sessel von Wink im Wohnzimmer.
Dort sitzt nie jemand drin, obwohl er ganz gemütlich ist. Er braucht nur unnötig Platz. Also wenn ihn jemand haben will: Um 2000 Euro verscherbeln wir ihn.
Dass eigentlich ihr Mann derjenige ist, der mehr Wert auf eine stilvolle Einrichtung legt, will die energiegeladene 50-Jährige nicht ganz gelten lassen.
Ich gebe oft die erste Idee zu Einrichtungsgegenständen oder Umänderungen und Hermann setzt sie dann um und baut sie.
Eine gute Kombination – so ist nämlich auch das selbst getischlerte Badezimmer entstanden.
Die spezielle Eingangstür geht aber ganz alleine auf die Kappe von Hermann. In das Holztor sind von oben bis unten Buchstaben geschnitzt, die man erst auf den zweiten Blick als solche wahrnimmt. „Sie haben keine bestimmte Bedeutung, ich dachte einfach nur, dass das vielleicht gut aussieht.“
Im großen Garten wurde gerade erst ein Swimmingpool gebaut. Fertig sind die beiden trotzdem noch lange nicht mit ihren Arbeiten im Haus und Hof. Was als Nächstes auf dem Plan steht, darüber müssen sich die quierlige Heilmasseurin und der introvertierte Bühnenchef aber noch in launigen Diskussionen einig werden. Maria bringt es auf den Punkt:
Wir können super streiten, das macht uns Spaß.
Zu zweit lebt das Paar in ihrem kleinen Häuschen ein gelassenes Leben – in dem aber auch spaßige Gesprächsrunden mit Freunden nicht fehlen dürfen, bei denen dann die ganz Nacht durchgetratscht wird. Langweilig wird den beiden nicht so schnell in ihrem einzigartigen Refugium im Seewinkel …
Text: Christina Michlits
Fotos: Jasmin Andert
Moi, des is so gut gelungen!
Man lebt, wenn man Maria und Hermann kennt, förmlich mit im Text, weil das Haus, welches gleichzeitig das Herz der beiden, und vor allem Maria’s Seele ist, jederzeit offen steht.